Die interne Verlinkung optimieren – Tools & Anwendungsfälle
Im zweiten Teil unserer Serie erfahren Sie, welche Tools und Automatisierungsmöglichkeiten es im Bereich der internen Verlinkung gibt. Zudem zeigen wir Ihnen insgesamt 11 Fälle aus der SEO-Praxis, die bei jeder Website geprüft werden sollten.
Falls Sie Teil 1 der Serie verpasst haben: Hier geht es zu den Grundlagen und Kennzahlen der internen Verlinkung.
Berechnen, auswerten und visualisieren – nützliche SEO-Tools
Mit Hilfe des Screamingfrog SEO Spider können Sie bereits viele Analysen im Bereich der internen Verlinkung vornehmen. Nach dem Crawl einer Website lassen sich z.B. unter dem Menüpunkt «Bulk Export» > «Response Codes» die Exporte «Client Error (4xx) Inlinks» und «Server Error (5xx) Inlinks» erstellen, um interne Broken-Links zu identifizieren.
Welche generellen Möglichkeiten der Screamingfrog SEO Spider für die OnPage-Optimierung bietet, zeigt folgendes Video:
Bei kleinen Websites kann man darüber hinaus via Screamingfrog und dem kostenlosen Statistikprogramm R eine eigene Auswertung des internen PageRank vornehmen. Wie das konkret funktioniert, wird bei SEO Südwest bzw. Search Engine Land beschrieben. Hinweis: Bei größeren Websites stößt diese Methode leider an ihre Grenzen, da sehr schnell die Maximalzahl an verfügbaren Zeilen im Tabellenblatt der CSV-Datei erreicht wird.
Sehr ausführlich im Hinblick auf die interne Verlinkung sind die Seoratio-Tools von Thomas Zeithaml sowie Searchmetrics im Projekt-Bereich «Internal Links» (hier muss also bereits ein Projekt eingebucht sein). Des Weiteren bieten auch Ryte und DeepCrawl diverse Auswertungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der internen Verlinkung.
Tipp: In der Praxis ist es sinnvoll, zwei oder mehrere Tools gleichzeitig zu verwenden (z.B. Screamingfrog und die Seoratio-Tools), die jeweiligen URL-Berichte zu exportieren und via Excel zusammenzuführen.
Visualisierungen komplexer interner Linkstrukturen sind übrigens mit Sitebulb und Gephi möglich.
Beispiel für eine Linkvisualisierung mit dem Sitebulb Website Crawler:
Update:
Kurz vor der Veröffentlichung dieses Beitrags hat Screamingfrog ein Update seines SEO-Tools auf die Version 10.0 bekannt gegeben. Nun lassen sich mit Hilfe des Screamingfrog SEO Spider auch direkte Linkberechnungen und -visualisierungen vornehmen. Weiterführende Informationen gibt es hier (siehe Abschnitte “Internal Link Score” sowie “Visualisations”).
Richtig intern verlinken – 11 Anwendungsfälle
1) Fehler beim Einsatz von «noindex»
Problem:
Die Anweisung «noindex» ist wohl die gängigste Methode, um die Indexierung zu steuern. Dies kann per Meta Tag Robots, X-Robots-Tag oder auch mittels robots.txt geschehen. Leider erleben wir es im Kunden-Alltag immer mal wieder, dass versehentlich auch Ranking-relevante Seiten auf «noindex» gestellt werden. Folge: Die betreffenden Seiten werden logischerweise nicht mehr in den Suchmaschinen ausgespielt. Aus Sicht der internen Verlinkung gilt zudem: Wenn ihr eine Seite auf «noindex» stellt, dann wird Google auch allen Links, die sich auf dieser Seite befinden, nach einer gewissen Zeit nicht mehr folgen («noindex, nofollow»). Der interne Linkfluss wird somit unterbrochen.
Lösung:
Noindex-Seiten sollten in regelmässigen Abständen überprüft werden. Ganz generell sollte der Anteil an noindex-Seiten nicht übermässig hoch sein, um das Crawl-Budget zu schonen.
2) Verlinkte Seiten sind durch die robots.txt gesperrt
Problem:
Es wird intern auf Seiten verlinkt, die nicht gecrawlt werden können, da eine Zugriffssperre durch die robots.txt vorliegt («Disallow»). Eine solche gesperrte Seite stellt aus Suchmaschinen-Sicht eine Einbahnstrasse dar: Linkjuice fliesst zwar rein, jedoch erfolgt von dort aus keine Weitergabe auf andere Seiten.
Lösung:
Prüfung der betreffenden Verlinkungen. Entweder die Anweisungen in der robots.txt korrigieren oder die interne Verlinkung anpassen.
3) Wichtige interne Links sind mit rel=”nofollow” ausgezeichnet
Problem:
Wenn einem internen Link das rel-Attribut “nofollow” mitgegeben wird, darf der Crawler diesem Link nicht folgen. Dadurch fliesst der Linkjuice komplett ins Leere.
Lösung:
Prüfung der betreffenden Verlinkungen und rel=”nofollow” entfernen.
Hinweis: Es gibt durchaus Fälle, in denen die Kennzeichnung mit rel=”nofollow” sinnvoll ist – etwa bei Links, die in den Warenkorb führen.
4) Links auf 404er, 410er, 403er oder 500er → interne Broken-Links
Problem:
Es wird intern auf Seiten verlinkt, die nicht aufrufbar sind und einen Status Code 404, 410, 403 oder 500 ausgeben. Folge: Der Linkjuice verpufft an dieser Stelle.
Lösung:
Verlinkungen prüfen und korrigieren (auf «echte» Ziele verlinken).
5) Links auf 302er, 301er oder auf Canonical-Weiterleitungen
Problem:
Es wird intern auf Seiten verlinkt, die mit einem temporären oder permanenten Redirect ausgestattet sind oder einen Canonical Tag besitzen, der auf ein anderes Ziel zeigt und somit als 301-Weiterleitung wirkt. In all diesen Fällen gilt: Bei jedem Weiterleitungsschritt geht etwas Linkjuice verloren.
Lösung:
Verlinkungen prüfen und korrigieren. Es sollte immer auf das direkte Ziel verlinkt werden (Status Code 200). Zudem sollten 302-Weiterleitungen in 301er umgewandelt werden, sofern es sich um einen dauerhaften Seiten-Umzug handelt.
6) Derselbe Linktext wird bei verschiedenen Linkzielen verwendet
Problem:
Innerhalb einer Domain wird mit demselben Linktext auf unterschiedliche Zielseiten verlinkt. Dadurch fällt es den Suchmaschinen schwer, die thematische Relevanz dieser Ziele eindeutig zu bestimmen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Kannibalisierung: Mehrere Seiten ranken bei Google & Co. abwechselnd für das gleiche Keyword und graben so sich gegenseitig das Wasser weg, wodurch ein Top-Ranking unmöglich wird.
Lösung:
Es sollte eine möglichst eindeutige interne Verlinkung vorliegen. Im bestehenden Kontext bietet meist eine Korrektur der falsch gewählten Linkziele die schnellste Lösung.
7) Mehrfach-Verlinkungen auf dasselbe Linkziel
Problem:
Im Main-Content wird pro Seite mehrfach auf dasselbe Ziel verlinkt. Zum Beispiel wird eine Produktdetailseite mehrfach angeteasert (via Bild, Überschrift und Teaser-Text etc.). Dadurch erhöht sich die Anzahl der Links auf dieser Seite, folglich sinkt der Linkjuice, der pro Link weitergegeben werden kann. Das ist insofern problematisch, weil Google & Co. bei Mehrfach-Verlinkungen auf dasselbe Ziel immer nur die Kraft des ersten Links berücksichtigen.
Lösung:
Links auf dasselbe Ziel sollten möglichst zusammengefasst werden (im Zweifel mittels JavaScript und CSS), damit der Linkjuice gebündelt wird. Am besten stichprobenartig pro Seitentyp prüfen.
8) Die Startseite hat zu viele Links
Problem:
Auf der Startseite befinden sich zu viele Links, sodass den wirklich wichtigen Links zu wenig Linkjuice mitgegeben wird.
Lösung:
Anzahl der Links auf der Startseite reduzieren, z.B. in dem man die Hauptnavigation oder den Footer konsolidiert.
9) Zu wenige Links pro Seite
Problem:
Die Unterseiten einer Domain besitzen generell nur sehr wenige interne Links.
Lösung:
Anzahl der Links erhöhen, z.B. durch sinnvolle Querverlinkungen. Optimalerweise gibt es bei größeren Websites pro Seite etwa 100 bis 150 Links, damit der PageRank optimal «vererbt» wird. Wichtig dabei:
- Querverlinkungen sollten immer im Main Content gesetzt werden. Denn jeder Link aus dem Main Content gibt 100% des Linkjuice weiter. Verlinkungen in den Navigationen werden hingegen als weniger wichtig angesehen (da wiederkehrende Elemente) und geben dementsprechend weniger Linkjuice weiter.
- Querverlinkungen sollten immer einen Mehrwert bieten und zugleich gut sichtbar sein, damit sie auch von Nutzern angeklickt werden.
- Wie bereits oben beschrieben bringen Mehrfach-Verlinkungen auf dasselbe Linkziel pro Seite nichts, da immer nur der erste Link gezählt wird. Daher: Immer nur einmal auf ein Linkziel verlinken.
10) Zu lange Klickpfade
Problem:
Wichtige Seiten sind zu tief in der Seiten-Hierarchie verankert und lassen sich nur schwer finden. Dadurch kommt nur sehr wenig interner PageRank auf diesen Seiten an.
Lösung:
Alle Seiten sollten idealerweise in 3-4 Klicks erreichbar sein. Lösungsmöglichkeiten:
- Stichwortverzeichnis («alle Produkte von A-Z» o.ä.) an prominenter Stelle aufnehmen, z.B. in den Footer.
- Kategorieseiten erstellen (z.B. für Produkte, Rezepte) und diese in die Navigation integrieren. Von den Kategorieseiten aus wird dann auf die entsprechenden Detailseiten verlinkt.
- Breadcrumbs implementieren.
- Thematisch sinnvolle Querverlinkungen von anderen Seiten schaffen.
11) Wichtige Bereiche der Domain sind «unterversorgt»
Problem:
Strategisch wichtige Verzeichnisse (z.B. ein Shop-Verzeichnis, Blog) oder auch wichtige Detailseiten der Domain (Produkte, Rezepte etc.) erhalten im Vergleich zu anderen Bereichen zu wenige Links bzw. Linkjuice. Die betreffenden Seiten könnten besser ranken, wenn sie intern stärker verlinkt wären.
Lösung:
Der jeweilige Bereich sollte prominenter bzw. häufiger verlinkt werden. Lösungsmöglichkeiten:
- Zusätzliche Verlinkung in der Primärnavigation einbauen.
- Seiten, die einen hohen Linkjuice pro Link haben, gezielt als sog. Link-Hub nutzen. Sprich: Von dort aus Querverlinkungen zu den schwächeren Seiten schaffen.
Anhand dieser Anwendungsfälle lassen sich wirksame Optimierungen vornehmen. Darüber hinaus gibt es v.a. für den E-Commerce-Bereich noch eine Handvoll Spezial-Themen, die wir uns in Teil 3 näher anschauen werden.
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